Regionalmagazin 2018 Rosen zum Träumen Vom Sauerampfer zur Rose Rentner Max Mustermann aus Musterhausen war einst Kraftfahrzeugmeister. Was aber nur wenige über ihn wissen: Der 69Jährige ist ein bundesweit gefragter Rosenexperte. Rosenblüten prahlen auf dem Esstisch. Das Küchenradio spielt Schlagermelodien. Das Zuhause von Max Mustermann passt also zum Klischee eines Rosenzüchters. Dabei konnte er sich nicht schon immer für die symbolträchtigen Pflanzen begeistern. „Früher wollte ich davon nichts wissen, meine Frau wollte aber unbedingt Rosen“, erinnert sich der ehemalige Gartenmuffel. Eher zufällig ist er immer wieder an den Pflanzen vorbeigeschlendert, hat an den Blüten gerochen und vorsichtig die Blätter abgetastet. So entwickelte er Schritt für Schritt eine besondere Leidenschaft, die sich ab 1976 zu seinem Hobby entwickelte. Irgendwann schaute er täglich nach der Arbeit als Werkstattleiter zu seinen Sprösslingen. Mustermann sammelte einiges an botanischem Wissen aus Fachbüchern und begann euphorisch mit den ersten eigenen Zuchtversuchen – um zunächst enttäuscht zu werden: „Meine erste Rose war ein Sauerampfer.“ Damals verfügte er noch nicht über genug praktische Erfahrung, was schließlich dazu führte, dass sich Fremdsamen, die in der Erde enthalten waren, gegen die Rosensamen durchsetzten und aufgingen. Heute weiß der Profi, dass man anfangs viel ausprobieren muss, weil die Theorie alleine nicht ausreicht. 1984 trat Mustermann der Gesellschaft für Rosenfreunde bei und gründete zusammen mit Rosenzüchtern aus ganz Deutschland den Arbeitskreis „Rosenliebhaber-Züchter“, dessen Leitung er selbstbewusst übernahm. 1991 bekam der Rosenliebhaber seine erste Auszeichnung: den Ehrenpreis der Stadt Zweibrücken für seinen „Rosenprinzen“. Die Kleinstadt in Rheinland-Pfalz, die sich seit 1955 offiziell Rosenstadt nennen darf, wird traditionell einmal im Jahr zur Rosenhauptstadt. Dort vergibt eine Fachjury Preise für die besten Rosenpflanzen. Zu den Qualitätskriterien gehören Wuchs, Gesundheit und Duft. Sogar Parfümeure mustern die Strauchgewächse, wobei die Gesundheit der Pflanzen am höchsten bepunktet wird. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen reihen sich in Mustermanns Chronik ein. Im Jahr 2000 schuf er sogar eine völlig neue Rosenart, die er „Kletterrosen 2000“ nennt und die es heute überall zu kaufen gibt. Mittlerweile zählen rund 300 Rosenarten zu seinen Zuchterfolgen. Großes Geld verdient er dabei jedoch nicht. „Es gibt keine festen Geschäftsverträge. Meine Abnehmer bezahlen mich nach dem, wie viel ihnen meine Rosen wert sind. Einen eigenen Vertrieb kann ich sowieso nicht selbst machen.“ MustermannsTochter hat beruflich viel mit Medien zu tun und greift ihrem Vater bei der Verwaltung seiner Internetseite unter die Arme. Heute ist Mustermanns in der gesamten Republik unterwegs und referiert über die Rosenzucht. Zu seiner Zuhörerschaft gehören Hobby-Gärtner ebenso wir Fachpublikum. Er gibt Rosenschnittkurse und hat auch schon ein Fachbuch mit dem Titel „Rosen zum Träumen“ verfasst. Dieser Titel deutet schon an, dass der Rosen-Experte in den Jahren auch eine sehr emotionale Bindung zu den Pflanzen aufgebaut hat, die er auch in künstlerischer Form auslebt: Auf Mustermanns Homepage www.rosen-zum-träumen.de ist die ein oder andere Gedichtzeile zu lesen: sogar ein Buch mit dem Titel „Lesen im Inneren – Gedanken, Worte und Träume“ steht als poetische Publikation im Bücherregal. Für die Zukunft will Mustermann so weitermachen wie bisher. Einzig die Leitung der „Rosenliebhaber-Züchter“ möchte er abgeben, um künftig mehr Energie in den eigenen Garten zu stecken. „Das Rosenzüchten macht mir nach wie vor großen Spaß, aber das viele Reisen ist anstrengend; da kann die Leitung der Arbeitsgruppe schon jemand jüngeres machen, oder?“